top of page

Aminosäuren, NO und gesundes Altern – Die Brücke zwischen Arginin und Tryptophan

  • 21. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit
Grafik zeigt den Titel ‚Aminosäuren, NO und gesundes Altern – Die Brücke zwischen Arginin und Tryptophan‘ mit zwei Kapseln, einem chemischen NO-Symbol und einer stilisierten roten Brücke als Metapher für die Verbindung zwischen den Aminosäuren.

Einleitung: Zwei Moleküle – ein Schlüssel zur Langlebigkeit

Wenn es um Gesundheit, Regeneration und gesundes Altern geht,denken viele zuerst an Vitamine oder Antioxidantien. Doch zwei Aminosäuren stehen still und leise im Zentrum einer viel größeren Geschichte: Arginin und Tryptophan.

Beide beeinflussen, wie gut Zellen mit Stress umgehen,wie Entzündungen reguliert werden– und ob unser Körper langfristig in der Balance zwischen Schutz und Reparatur bleibt.

Neue Forschung, insbesondere aus der Arbeitsgruppe von PD Dr. Burkhard Poeggeler (Universität Göttingen), zeigt, dass diese beiden Aminosäuren über den NO-Stoffwechsel (Stickstoffmonoxid) direkt mit Alterungsprozessen, Immunsystem und Mitochondrienfunktion verknüpft sind [1][2].


Arginin und Tryptophan (NO) – zwei Wege, ein Ziel: Zellbalance

Der menschliche Stoffwechsel arbeitet nicht isoliert.Arginin und Tryptophan sind Teil eines fein abgestimmten Netzwerks, das Redoxbalance, Entzündung und Energieversorgung reguliert.

Man kann sagen:Arginin sorgt für Durchblutung – Tryptophan für Ruhe.Und beide treffen sich in einem gemeinsamen Regelsystem: dem NO-Stoffwechsel.

Wenn dieses Gleichgewicht kippt – etwa durch chronischen Stress, Entzündung oder Alterung –entstehen die klassischen Muster von „inflammaging“ und mitochondrialer Erschöpfung.


Der Arginin-NO-Weg: Sauerstoff, Gefäße und Zellschutz

Arginin ist Ausgangsstoff für die Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) über das Enzym NOS (Nitric Oxide Synthase).

NO wirkt als Signalmolekül, das:

  • Blutgefäße erweitert (Vasodilatation)

  • Mitochondrien aktiviert

  • Entzündungen hemmt

  • und Nervenzellen schützt

Damit NO entstehen kann, braucht der Körper Cofaktoren wie BH₄ (Tetrahydrobiopterin).Fehlt dieses Gleichgewicht, entsteht statt NO Superoxid (O₂⁻) – ein freies Radikal, das oxidativen Stress fördert.

Kurz gesagt:→ Zu wenig NO = Durchblutungsstörung, Entzündung, Zellstress→ Genug NO = Regeneration, Zellschutz, Energie


Der Tryptophan-Weg: Schlaf, Stimmung und Immunsystem

Tryptophan ist die Ausgangssubstanz für viele lebenswichtige Moleküle –darunter Serotonin, Melatonin und Kynurenine.

Diese Metaboliten wirken auf das zentrale Nervensystem, die Mitochondrienund die Immunbalance.

Je nach Stoffwechsellage kann Tryptophan in drei Richtungen verarbeitet werden:

  1. Serotonin/Melatonin-Weg → stabilisiert Stimmung & Schlaf

  2. Kynurenin-Weg → moduliert Entzündungen, aber kann auch oxidativ wirken

  3. Indol-Weg (über Darmmikrobiom) → produziert Indol-3-Propionsäure, die zellschützend wirkt

Unter oxidativem Stress oder chronischer Entzündung wird der Kynureninweg bevorzugt –ein Muster, das man häufig bei Erschöpfung, Long COVID oder Altersprozessen findet.


NO und IDO: Wenn Arginin Tryptophan beeinflusst

Hier beginnt die biochemische „Brücke“, die Poeggeler in seinen Arbeiten beschreibt [2][3]: Stickstoffmonoxid (NO) kann das Enzym Indolamin-2,3-Dioxygenase (IDO) hemmen,welches für den Abbau von Tryptophan in den Kynureninweg verantwortlich ist.

Bedeutet:

  • Mehr NO → weniger IDO-Aktivität → mehr Tryptophan bleibt für Serotonin & Melatonin

  • Weniger NO → mehr IDO-Aktivität → Tryptophan wird zu Kynurenin abgebaut → mehr oxidativer Stress

Dieses System wirkt wie ein molekulares Gleichgewicht zwischen Regeneration (NO-dominant) und Inflammation (Kynurenin-dominant).


Der Teufelskreis des Ungleichgewichts

Wenn der NO-Stoffwechsel blockiert ist – etwa durch ADMA, oxidativen Stress oder B-Vitaminmangel –produziert der Körper weniger NO.

Die Folge:

  • IDO wird stärker aktiviert

  • Tryptophan wandert vermehrt in den Kynureninweg

  • Kynurenine fördern oxidativen Stress und Mitochondrienschäden

  • NO sinkt weiter

Ein selbstverstärkender Teufelskreis entsteht – typisch bei chronischer Erschöpfung, Alterung und neurodegenerativen Prozessen.

Therapeutische Ansätze – Balance wiederherstellen

Die aktuelle Forschung sieht großes Potenzial in der gezielten Unterstützung beider Wege,um Zellgesundheit und Langlebigkeit zu fördern.

Intervention

Wirkung auf NO / Tryptophan

L-Arginin, Citrullin

erhöhen NO-Produktion

Vitamin C, E, Polyphenole

schützen NO vor Oxidation

B-Vitamine (B2, B6, B12, Folat)

Cofaktoren beider Wege

Omega-3, Curcumin, Resveratrol

senken Entzündung → IDO ↓

Probiotika & Ballaststoffe

fördern Indolproduktion (protektiver Tryptophanweg)

Diese Maßnahmen stammen direkt aus der molekularen Forschung von Poeggeler et al. (2023, 2025) und zeigen, dass Ernährung, Mikronährstoffe und Aminosäuren in der Praxis synergistisch wirken können.

Fazit: NO aktivieren, Kynurenin bremsen

Gesund altern bedeutet nicht, mehr Nahrungsergänzung zu nehmen – sondern biochemische Gleichgewichte zu verstehen.

Arginin und Tryptophan sind dabei zwei Seiten derselben Medaille: Energie und Ruhe, Durchblutung und Regulation, Aktivität und Schutz.

Wenn beide Systeme harmonieren, bleibt der Zellstoffwechsel flexibel – und das ist die eigentliche Grundlage von Langlebigkeit und Regeneration.


Weiterlesen & Quellen

Poeggeler, B. et al. (2023): Nitric Oxide as a Determinant of Human Longevity and Health Span.Nutrients, Special Issue: Tryptophan in Nutrition and Health 2.0.👉 PubMed-Link https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=Tryptophan+in+Nutrition+and+Health+3.0

Poeggeler, B. (Ed.) (2025): Special Issue: Tryptophan in Nutrition and Health 3.0.Nutrients (MDPI), University of Göttingen.👉 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=Tryptophan+in+Nutrition+and+Health+3.0

Kommentare


bottom of page