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GLP-1 und Sättigung – was Übergewicht und Statine bewirken

  • 30. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Das Hormon GLP-1 ist in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückt. GLP-1 steht für Glucagon-like Peptide-1 – ein Darmhormon, das eng verwandt ist mit dem Hormon Glucagon. Glucagon erhöht den Blutzucker, indem es in der Leber die Freisetzung von Glukose aus gespeicherten Glykogenreserven stimuliert. GLP-1 dagegen wirkt regulierend auf Blutzucker und Sättigung. Vielen ist es aus den neuen Medikamenten gegen Übergewicht und Typ-2-Diabetes bekannt (z. B. Semaglutid). Doch was viele nicht wissen: Unser Körper produziert GLP-1 auch ganz natürlich.

GLP-1 und Sättigung bei Schlanken und Übergewichtigen
GLP-1 und Sättigung bei Schlanken und Übergewichtigen

Dieses Hormon spielt eine zentrale Rolle für Sättigung, Blutzuckersteuerung und Stoffwechselgesundheit. Studien zeigen jedoch, dass Faktoren wie Übergewicht oder die Einnahme von Statinen die GLP-1-Ausschüttung beeinflussen können. Das wirkt sich direkt auf Hunger, Sättigung und langfristig auch auf die Gesundheitsspanne (Healthspan) aus.

In diesem Artikel erfährst du:

  • was GLP-1 eigentlich ist,

  • wie Übergewicht die GLP-1-Ausschüttung verändert,

  • welchen Einfluss Statine auf GLP-1 haben können,

  • welche gesundheitlichen Folgen eine reduzierte GLP-1-Produktion hat,

  • und vor allem: wie du dein GLP-1 natürlich stärken kannst.

Was ist GLP-1?

GLP-1 (Glucagon-like Peptide-1) ist ein Inkretin-Hormon, das im Darm freigesetzt wird, sobald wir Nahrung aufnehmen – vor allem Kohlenhydrate. Es wirkt an mehreren Stellen im Körper gleichzeitig:

  • Sättigung: GLP-1 sendet Signale ans Gehirn („ich bin satt“).

  • Blutzucker: Es fördert die Insulinausschüttung und hemmt Glukagon.

  • Verdauung: GLP-1 verlangsamt die Magenentleerung – die Nahrung bleibt länger im Magen.

  • Stoffwechsel: Es trägt zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels bei.

Kurz gesagt: Mehr GLP-1 bedeutet länger satt, stabilere Blutzuckerwerte, weniger Heißhunger.

GLP-1 und Übergewicht – die Studie von Ranganath (1996)

Eine klassische Studie von Ranganath et al. (1996) [1] untersuchte die GLP-1-Reaktion bei schlanken und adipösen Frauen nach Mahlzeiten.

👉 Ergebnisse:

  • Nach kohlenhydratreicher Mahlzeit: Schlanke Frauen hatten einen deutlichen GLP-1-Anstieg (Spike).

  • Adipöse Frauen: Kaum GLP-1-Reaktion – das Signal für Sättigung blieb aus.

  • Nach fettreicher Mahlzeit: Kein Unterschied zwischen den Gruppen.

Das bedeutet: Besonders bei kohlenhydratreicher Ernährung kann Übergewicht die Fähigkeit zur GLP-1-Produktion einschränken. Folge: weniger Sättigung, mehr Hunger, höheres Risiko für Überessen.

Neuere Arbeiten bestätigen diese Tendenz: Übergewicht und Insulinresistenz gehen oft mit einer reduzierten Inkretinantwort einher [2].

Statine und GLP-1 – aktueller Forschungsstand

Statine sind Medikamente, die LDL-Cholesterin senken. Doch Studien zeigen, dass sie auch Nebenwirkungen haben können.

Eine aktuelle Arbeit von She et al. (2024) [3] weist darauf hin:

  • Statine reduzieren die GLP-1-Spiegel im Blut.

  • Sie können dadurch die Insulinresistenz fördern.

  • Das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes steigt.

⚠️ Wichtig: Statine nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt absetzen! Ein Gespräch über das erhöhte Typ-2-Diabetes-Risiko mit dem Arzt und entsprechende Verlaufskontrolle der Blutwerte ist sinnvoll. 

Blutzuckerschwankungen vermeiden – individuell statt pauschal

Ein stabiler Blutzucker ist ein entscheidender Faktor für Sättigung, Energie und langfristige Stoffwechselgesundheit. Schwankungen im Blutzuckerspiegel können Heißhunger auslösen, die GLP-1-Ausschüttung beeinträchtigen und zu Energielöchern führen.

Doch: Die Blutzuckerantwort auf Lebensmittel ist hoch individuell. Während bei einer Person ein Teller Nudeln einen schnellen Blutzuckeranstieg verursacht, reagiert eine andere Person viel stabiler. Auch Faktoren wie Darmflora, Tageszeit, Stress und Schlaf spielen dabei eine Rolle.

👉 Deshalb gilt: „One size fits all“ gibt es nicht – individuelle Analysen sind notwendig.

Continuous Glucose Monitoring (CGM) als Gamechanger

Eine besonders wertvolle Methode, um diese Unterschiede sichtbar zu machen, ist das Continuous Glucose Monitoring (CGM). Dabei trägt man einen kleinen Sensor am Arm, der den Blutzucker kontinuierlich misst – auch nach Mahlzeiten, im Schlaf oder beim Sport.

Die Vorteile:

  • Individuelle Blutzuckerantworten verstehen: Welche Mahlzeiten halten dich stabil, welche lassen dich abstürzen?

  • Heißhunger erkennen und vermeiden: durch gezieltere Lebensmittelauswahl.

  • GLP-1-Unterstützung: stabile Blutzuckerwerte helfen, das Sättigungssignal effektiver zu nutzen.

  • Prävention: CGM kann früh Hinweise auf Insulinresistenz geben.

Wir sehen CGM als sehr hilfreiche Maßnahme, um die Ernährung langfristig zu optimieren und Blutzuckerschwankungen zu minimieren.

Was bedeutet weniger GLP-1 für Sättigung und Gesundheit?

Wenn der Körper weniger GLP-1 ausschüttet, hat das mehrere Folgen:

  1. Weniger Sättigungssignal → Man fühlt sich schneller wieder hungrig.

  2. Erhöhtes Risiko für Überessen → Gewichtszunahme wird wahrscheinlicher.

  3. Instabile Blutzuckerwerte → Heißhungerattacken, Energieeinbrüche.

  4. Insulinresistenz & Diabetes-Risiko steigen.

Besonders in Verbindung mit Übergewicht kann so ein Teufelskreis entstehen: Weniger GLP-1 → mehr Hunger → mehr Essen → mehr Gewicht → noch weniger GLP-1.

GLP-1 und die Gesundheitsspanne (Healthspan)

Warum ist das wichtig? Weil es nicht nur um Lebensjahre (Lifespan) geht, sondern um die gesunden Jahre – die Healthspan.

Ein stabiler GLP-1-Spiegel unterstützt:

  • eine bessere Gewichtskontrolle,

  • ein geringeres Diabetes-Risiko,

  • stabilere Energie im Alltag,

  • und langfristig eine höhere Lebensqualität.

Wie du dein GLP-1 natürlich stärken kannst

Die gute Nachricht: Auch wenn Faktoren wie Übergewicht oder Medikamente GLP-1 dämpfen können – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die natürliche GLP-1-Ausschüttung zu fördern.

1. Ernährung optimieren

  • Proteinreiche Lebensmittel (Eier, Fisch, Fleisch, Hülsenfrüchte) steigern GLP-1.

  • Ballaststoffe (Gemüse, Nüsse, Leinsamen) verzögern die Verdauung und fördern GLP-1.

  • Fermentierte Lebensmittel (Sauerkraut, Kefir, Kimchi) verbessern die Darmflora.


Wichtig: Diese Empfehlungen sind für Menschen mit einer gesunden Verdauung und ohne Histamin-Abbau-Probleme. Für Menschen mit SIBO können sie ungeeignet sein.

Proteinreiche Lebensmittel und Gemüse sorgen für mehr GLP-1 Ausschüttung und Sättigung
GLP-1 und Blutzucker

2. Regelmäßige Bewegung

Sport, besonders Ausdauer- und Krafttraining, steigert die GLP-1-Spiegel und macht die Zellen sensibler für Insulin.

3. Gewichtsreduktion

Bereits eine moderate Gewichtsabnahme kann die GLP-1-Reaktion auf Mahlzeiten verbessern.

4. Gesunder Schlaf & Stressabbau

Chronischer Stress und Schlafmangel senken GLP-1 und erhöhen Heißhunger. Meditation, Atemübungen oder feste Schlafroutinen wirken unterstützend. Umgekehrt kann Schlafmangel die Insulinresistenz fördern, genauso wie bei Schlafmangel meist der Appetit auf energiedichte Lebensmittel steigt.

5. Langfristige Prävention

Ein gesunder Lebensstil stärkt nicht nur GLP-1, sondern auch viele andere Hormone, die Hunger, Sättigung und Stoffwechsel regulieren.

Fazit: GLP-1 verstehen – Gesundheit stärken

GLP-1 ist ein Schlüsselfaktor für Sättigung, Stoffwechsel und Prävention von Diabetes.

  • Bei Übergewicht ist die GLP-1-Reaktion auf Kohlenhydrate oft abgeschwächt [1].

  • Statine können die GLP-1-Spiegel zusätzlich senken und Insulinresistenz fördern [3].

  • Blutzuckerschwankungen beeinträchtigen die GLP-1-Ausschüttung und verstärken Hunger [2].

  • Weniger GLP-1 = weniger Sättigung, mehr Hunger, höheres Diabetes-Risiko.

👉 Aber: Du kannst dein GLP-1 natürlich unterstützen – durch Ernährung, Bewegung, Gewichtsmanagement und gesunden Lifestyle.

Mehr erfahren

Willst du wissen, wie du dein GLP-1 ganz individuell stärken kannst? 👉 Mehr Infos findest du auf meiner Webseite im Bereich Blogs.

Quellen

  • [1] Ranganath LR, Beety JM, Morgan LM, Wright JW, Howland R, Marks V. Attenuated GLP-1 secretion in obesity: causes and consequences. Clin Sci (Lond). 1996;91(6):679-685.

  • [2] Watkins LL, et al. Postprandial GLP-1 response and metabolic health. Nutrition, Metabolism and Cardiovascular Diseases. 2022.

  • [3] She, X. et al. Statin therapy and GLP-1 secretion: implications for diabetes risk. Diabetes, Obesity and Metabolism. 2024.

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